Die erste Predigt in der Christuskirche Grüne am 6. Mai 1937

Christus: Herr der Welt und Haupt seiner Gemeinde

Unser Herz ist voll Dank und frohen Lobes Gottes: Unsere Christuskirche ist zum heiligen Dienst geweiht. Zum ersten Male darf ich euch von dieser Kanzel das Wort Gottes verkündigen. Was kann dieses Wort heute anderes sein als ein Lobpreis der Herrlichkeit Jesu Christi. Nach Ihm ist unsere Kirche genannt. Er soll hier verherrlicht werden.

Er, der Herr der Welt!

Er, das Haupt seiner Gemeinde! Er, unser Heiland!

Christus der Herr der Welt. Himmel-fährt ist ja das Fest, da wir die Thronbesteigung Christi feiern.

Nun ist dieser Jesus Christus nicht mehr der leidende und sterbende Gottesknecht, nein, jetzt kehrt er zurück in die himmlische Welt seines Vaters, um die Gewalt und Herrschaft über Himmel und Erde zu übernehmen. Unermesslich groß ist seine Macht.

Liebe Gemeinde, mögen wir auch in einer Welt leben, die Jesus Christus weiterhin nicht als Herrn anerkennt, wir, die wir in dieser Kirche zusammenkommen, wollen Christus als unseren Herrn, als den Herrn im Himmel und auf Erden loben und preisen. Sein Reich soll in dieser Kirche eine Stätte haben, und er soll hier in dieser Kirche eine Gemeinde finden, die sich unter ihm beugt und ihn allein bekennt. Ihm ist  gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

Dieser Herr Himmels und der Erden hat sich eine Gemeinde auf Erden gesammelt. Und er ist das Haupt seiner Gemeinde. Diese Gemeinde ist so entstanden, dass der Herr seinen ersten Jüngern einen hohen Auftrag gab. Geht hin in alle Welt ... Und sie waren gehorsam. Sie haben die Welt durchwandert und für ihren König geworben, und wo sie hinkamen, entstanden Gemeinden Jesu Christi. Und wir sind ja auch nur so seine Gemeinde geworden, weil Zeugen Jesu Christi zu uns gekommen sind, die sein Wort uns gesagt haben und für Ihn gewonnen haben. Und die größte Seligkeit ist, von Christus gefangen genommen zu sein und Glied in seiner Gemeinde sein zu dürfen.

Wird der Herr Christus auch in dieser Gemeinde Menschen finden, die diesen Befehl des Herrn für verpflichtend aufnehmen? Wo sind hier in dieser Gemeinde die Menschen, die hingehen und Zeugen Jesu Christi sind zu Hause, auf der Arbeitsstätte, wo immer sie sind. Die Kirche darf nicht sein Salz im Salzfass, ein Kreis von Menschen, die sich erbauen lässt und den Herrn Christus für sich genießt und dann die andern ihres Weges gehen lässt. Nein, die Kirche soll Salz der Welt sein, in ihr sollen Menschen sein, die hinausgehen und die Botschaft weitersagen. Ich möchte sagen, dass geradezu das Schicksal unseres Volkes da-von abhängt, ob genug lebendige Christen da sind, die diesen Auftrag ihres Herrn kennen und tun und anderen von Jesus sagen. Jede Gemeinde in ihrem Kern ein lebendiger Stoßtrupp ihres Herrn, was würde das für Deutschland bedeuten.

Unser neues Gotteshaus wird immer wieder die Aufgabe haben, dass wir uns als Gemeinde um unser Haupt Jesus Christus sammeln, um seine Befehle zu empfangen. Der sonntägliche Gottesdienst ist auch immer wieder ein Antreten zum Befehlsempfang.

Wie tröstlich ist's, das zu wissen: Unser Herr fordert nicht nur. Vor allem Fordern gibt er uns, er verheißt uns: Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Er ist unser Heiland, der uns nun wirklich hilft. Er richtet uns auf, wenn wir gefallen sind! Er heilt unsere Wunden, die wir uns selbst oder anderen Menschen oder das Leben uns geschlagen hat! Er tröstet uns durch das Wort seiner Gnade! Er vergibt uns unsere Sünden. Er reinigt uns vom Staub unserer alltäglichen Verirrungen! Er schenkt uns seine Gemeinschaft in Wort und Geist, und im Sakrament!

... und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

Darum ist die Kirche wirklich auch eine Zufluchtsstätte für alle bedrängten und hilfesuchenden Menschen. So wie unsere Kirche von außen wie eine feste Burg wirkt, so soll sie auch wirklich eine feste Burg für uns sein, darin wir uns bergen können in der Liebe unseres Heilandes. Gerade je mehr wir seinen Auftrag ernst nehmen: Gehet hin in alle Welt - und draußen für ihn zeugen und streiten, desto mehr werden wir das Verlangen haben, uns innerlich zu sammeln im schützenden Gotteshaus und ganz hinein zu tauchen in die Gemeinschaft mit Christus, unserm Heiland. Das große Kreuz in unserer Kirche predigt es uns ja eindringlich genug, wohin wir uns wenden dürfen, wenn wir wund und müde vom Kampf, Not und Streit der Welt sind. Wir dürfen kommen unter das Kreuz unseres Herrn, unsere Sünden und Lasten dort ablegen und empfangen von ihm Vergebung, Heil und Leben. 0, möchten hier in diesem Gotteshaus viele suchende Menschen Frieden mit Gott, schuldbeladene Menschen Vergebung finden, zerbrochene Menschen aufgerichtet und weinende Augen getröstet werden, durch Jesus Christus, unsern Heiland selbst. Und ich bin gewiss, dass das sein wird. Denn seine Verheißung gilt auch uns: Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.

Pfarrer Hans-Martin Gericke

Pfarrer Hans-Martin Gericke