Friedensgebet: Der Sehnsucht nach Frieden Raum geben

Erstellt am 08.10.2024

Von Bernhard Laß

Iserlohn-Lössel. „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?“ (EG 382) So haben es die Besucher*innen des Friedensgebetes am Montagabend in der Brunnenkirche in Iserlohn Lössel miteinander gesungen. Kaum eine andere Liedzeile könnte wohl besser erfassen, wie sich die verzweifelten, vertriebenen, gefolterten, zerstörten und von Kugeln und Bomben gejagten Menschen, in Israel, in Gaza, im Westjordanland und im Libanon fühlen. Der 7. Oktober 2023 ist mit Trauer und Entsetzen über den Terrorangriff der Hamas verbunden. Ein Jahr ist seitdem vergangen. Der Hass und die Gewalt sind geblieben. Unendliches Leid hat das Leben der Menschen seither auf allen Seiten völlig verändert. Die Hoffnung auf Frieden und ein Ende der Gewalt nach einem Jahr, geprägt von weiterem Terror und einem expandierenden Krieg, fehlt.

„Bist du der Gott. der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.“ (EG 382)

Es ist der Wunsch nach einer Wende, hin zum Frieden, zum Schweigen der Waffen, nach Annäherung und Gesprächen, die neue Wege eröffnen, was die Menschen in das Friedensgebet geführt hat. Beten aus Mitgefühl, als Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen in Israel und Palästina und im Nahen Osten. Es ist der Ort in Gemeinschaft zu beten, um Trost und Hoffnung zu erfahren und zu schenken und die Verzweiflung vor Gott zu bringen.

Gott, die Eskalation der Gewalt und das Leid so vieler Menschen bringen wir als Klage vor dich: „Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen.“ (Jes. 63,19 b)

In mehreren Klagen wurden von Jakob Rieck, Pfrn. Bettina Roth-Tyburski und Johannes Schulte das unsägliche Leiden der Menschen und die Zerstörung vor Gott gebracht. Und ihr Klagegebet endete mit der tiefen Friedenssehnsucht: „Wer jagt die Gewalt endlich fort? Wann hören Menschen endlich auf, sie zu üben? Woher kommen die Worte, woher die Zeichen, die Wege zum Frieden weisen, die Recht schaffen und Gerechtigkeit suchen, die Orte der Versöhnung öffnen, die Leben in einem neuen Miteinander verheißen? Wir sehnen sie herbei, für alle Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden.“

„Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden.“ (EG 382)

Diese tiefe Sehnsucht ist das verbindende Glied der Gottesdienstbesucher*innen mit den Menschen im Nahen Osten, die für Versöhnung, gegen den Hass und für ein friedliches und gerechtes Miteinander aller Völker eintreten und Gott darum bitten. Ihre Stimmen wurden in einzelnen Aussagen im Gottesdienst vorgelesen:

Dr. Sarah Bernstein, Direktorin des Rossing Centers in Jerusalem: In Israel und Palästina sind Generationen von Kindern inmitten des Konflikts aufgewachsen und mit der harten Realität von Gewalt, Verlust und Vertreibung konfrontiert. Unabhängig davon, auf welcher Seite sie sich befinden, sollten diese jungen Seelen die Verkörperung von Hoffnung, Potenzial und dem Versprechen einer glücklicheren Zukunft sein. … Im Hinblick auf Israel und Palästina ist Mitgefühl nicht gleichbedeutend mit der Bevorzugung eines bestimmten politischen Standpunkts gegenüber einem anderen. Es ist eine Anerkennung des geteilten Schmerzes und des Traumas, das normale Menschen im Feuergefecht erleben. Indem wir die Menschenwürde der Kinder auf der Seite des ‚Feindes‘ anerkennen, untergraben wir die Entmenschlichung, die oft mit langwierigen Konflikten einher geht und diese verlängert, und fördern so ein Klima, in dem Dialog und andere Lösungen möglich werden.

„Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen ‚Kindern‘ leben.“ (EG 382)
Bischof Sani-Ibrahim Azar, Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land: „Ich möchte keine Trennung haben. Ich möchte gemeinsam in Israel und Palästina leben, als Juden und Palästinenser. Das Land ist groß genug für uns alle … Wir brauchen viel Gebet dafür, dass endlich die Augen aufgetan werden nach diesem Krieg.“

„Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.“ (EG 382)

Es ist das gemeinsame Beten, das die Möglichkeit friedlicher Lösungen an diesem Abend vor Augen führte und das dem Vertrauen auf die Verheißung aus Micha 4,3 neue Kraft gibt: „Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“  Es ist einer der Verheißungen Gottes, die den Satz: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ füllt. Es ist eine Zusage, die für uns vor Ort eine Stärkung ist, der Spaltung der Gesellschaft dem Hass und dem Antisemitismus und jeglicher Entmenschlichung entschieden entgegenzutreten.

Und wer die Solidarität mit den Menschen im Nahen Osten finanziell zeigen möchte, findet auf der Homepage der Christus-Kirchengemeinde: christus-iserlohn.ekvw.de/ unter Friedensgebet Organisationen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen. Zur PDF auf das Foto mit den Organisationen klicken.

Fotos Bernhard Laß
 

Einladung zum Friedensgebet

Pfrn. Bettina Roth-Tyburski bei der Einführung zum Friedensgebetsthema

v.l. Pfrn. Bettina Roth-Tyburski, Jakob Rieck, Johannes Schulte geben den Menschen aus dem Nahen Osten eine Stimme.

!!Zur PDF auf das Bild klicken!! Spendenvorschläge für Organisationen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.