Von Bernhard Laß
Iserlohn-Hegenscheid. „Himmel, Erde, Luft und Meer – zeugen von des Schöpfers Ehr …“
Sie ist zum Greifen nah, alle sitzen mittendrin, man kann sie fühlen, riechen und sich tief berühren lassen von Gottes herrlicher Schöpfung hier auf der Weide am Hegenscheid im Anblick der „tausend Berge“ des Sauerlandes, die vor einem liegen. Gut 50 Menschen haben sich aufgemacht und einige ihre Hunde mitgebracht zum Freiluft-Gottesdienst mit Tiersegnung auf der Weide des Pferdeschutzhofes Hegenscheid in Iserlohn.
Zum wiederholten Mal darf die Sommerkirche der Region hier zu Gast sein und Gott für die Herrlichkeit seiner Schöpfung von Menschen, Tieren und der gesamten Mitwelt danken und lobsingen.
Seit gut 13 Jahren existiert der Verein Pferdeschutz e.V. auf dem Hegenscheid in Iserlohn. Sechs Ponys und Pferde haben hier zusammen mit ein paar Kleintieren ihren „Altersruhesitz“ gefunden. Jetzt im Sommer bleiben sie immer draußen auf der Weide und im Winter stehen sie des nachts im Stall. Und wenn ein Pferdehalter mal in Not kommt und sein Pferd nicht mehr versorgen kann, so findet er hier Unterstützung, um sein Pferd an eine Stelle zu vermitteln, die es aufnimmt. Für Menschen, die gerne mitarbeite und helfen möchten, ist aber immer Platz auf dem Hof und sie werden händeringend gesucht. Finanziert wird die Arbeit durch Spenden, denn Fördermittel oder dergleichen gibt es nicht und die großen Sponsoren bleiben bisher aus. Deshalb ist jede finanzielle Unterstützung willkommen. Eine kurze Zusammenfassung der Informationen, die die drei Frauen, Frauke Reiff, Marie Sparding u. Klara Verrieth die ehrenamtlich auf dem Hof mitarbeiten der Gemeinde zu Begin des Gottesdienstes geben. (https://www.pferdeschutz-iserlohn.de/)
„Seht wie Gott den Erden Ball – hat gezieret überall. Wälder, Felder, jedes Tier – zeigen Gottes Finger hier.“
Einen besseren Ort, um über uns Menschen, in unserem Umgang mit der Tierwelt nachzudenken und zu hören, was Gott in der Bibel und unser christlicher Glaube dazu sagt, kann es kaum geben.
Immer wieder ist die Bibel ein Buch zum Schmunzeln und Stauen. Es sind die Geschichten wie die Erzählung vom Seher Bileam und seiner Eselin, die einiges der Vorstellungen und Praktiken in der Welt der Menschen geraderücken kann. Der Seher sieht nicht, aber sein Esel sieht, was Gott an Zeichen setzt und wohin er uns Menschen führen will.
Sie passt hier hin, auf diesen Pferdeschutzhof, denn hier leben Mensch und Tier in Würde und Respekt miteinander.
Das Volk Israel ist auf der Flucht. Gerade war es aus der Sklaverei Ägyptens befreit worden und zog nun in das Land Moab. Balak, der König von Moab war mit den vielen Israeliten, die auf einmal in sein Land kamen, überfordert. Die Moabiter hatten Angst, denn sie sagten: „Nun wird dieser Haufe auffressen, was um uns herum ist, wie ein Rind das Gras auf dem Felde abfrisst.“ 4.Mose 22,4b Deshalb sucht er Hilfe bei Bileam, einem weisen Seher. Er soll die Israeliten verfluchen, damit sie geschwächt sind und vertrieben werden können.
Bileam zögert, denn er möchte nur tun, was Gott von ihm will, doch er zieht mit den Boten auf seiner alten Eselin mit. Doch plötzlich verweigert sie dreimal das Weitergehen. Die Eselin ist störrisch. Sie läuft quer durch ein Feld, quetscht Bileams Bein an einer Felswand ein. Sie sieht, was der Seher Bileam nicht sieht. Ein Engel mit erhobenem Schwert versperrt ihnen den Weg. Erzürnt über ihren Ungehorsam schlägt Bileam tüchtig auf sie ein.
Vermutlich will und kann Gott Bileams Verhalten nicht länger aushalten und lässt die Eselin sprechen: "Was habe ich Dir getan, dass Du mich […] schlägst? War es etwa je meine Angewohnheit mich so zu benehmen?" (4. Mo. 22,28.30) Da erst sieht Bileam einen Engel, mit erhobenem Schwert in der Hand. Wäre die Eselin nicht gewesen, hätte der Engel Bileam erschlagen. Doch die Eselin hat sein Leben gerettet. Bileam sollte Israel verfluchen, aber am Ende der Geschichte muss er es als das Volk Gottes segnen.
Was wirklich Sache ist, erkennt hier nur die Eselin. Es ist das Tier, das spürt, was da vor sich geht.
Der Maler Rembrandt hat neben seinen Ölgemälden auch eine Skizze zu diesem Ereignis gezeichnet. Sie ist auf den Liedblättern für alle abgedruckt. Auf ihr hat der Engel Bileam von seiner Eselin gestoßen und zieht ihn für seine Missetat zur Rechenschaft. „Warum hast du die Eselin dreimal geschlagen?“ (22,32) Seine Zeichnung und die Geschichte von Bileam stellen an uns die Fragen: Wie gehen wir heute mit Flüchtlingen um? Und als zweite: Wie gehen wir heute mit den Tieren um?
„Ach mein Gott wie wunderbar – stellst Du Dich der Seele dar. Drücke stets in meinen Sinn, was DU bist und was ich bin.“
Bileam hat sich als Chef, als Herrscher über die Schöpfung aufgespielt und musste lernen, dass sein Verhalten Unrecht ist.
Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die Menschen nicht wahrnehmen können. Oft haben Tiere mehr Gespür für brenzlige Situationen und Stimmungen. So wie in der Bibelgeschichte von Bileam und seiner Eselin. Genau diese Stelle ist auch die Grundlage für das Verbot, Tiere zu züchtigen in den Gesetzen des Talmuds und bis heute.
Tiere z.B. nehmen vor einem Erdbeben Veränderungen wahr, die Menschen nicht spüren und anderes mehr.
Dr. Rainer Hagencord ist Theologe und Biologe am Institut für Theologische Zoologie e. V. an der Universität in Münster und hat für die übersinnlichen Empfindungen der Tiere eine Erklärung, weiß Pfr. Bernd Neuser in seiner Predigt zu berichten. Die Tiere haben das Paradies nicht wirklich verlassen, da sie nicht von dort vertrieben wurden. So haben sie eine größere Nähe zu Gott. Wir Menschen sind dagegen durch die Vertreibung aus dem Paradies defizitäre Wesen mit einem Bruch in unserer Geschöpflichkeit, der uns den Zugang zu vielem versperrt.
Als ein Fazit, aus dem wir lernen können, hielt Pfr. Neuser fest: Die Geschichte von Bileam zeigt uns Menschen, seine Eselin ist es, die ihm und damit uns Menschen die Begegnung mit Gott eröffnet und unseren Platz in der Schöpfung zeigt. Er ist an der Seite der Tiere. Sie können uns teilhaben lassen am Schöpfungsfrieden und ihn uns auch spüren lassen. Wir Menschen dürfen uns nicht zu groß machen, aber auch nicht zu klein – beides wird schief gehen. Nur im ausgewogenen Miteinander können wir die Verantwortung für die Schöpfung ausfüllen. Denn die Erde ist uns anvertraut als Verwaltende, Gärtner und Gärtnerinnen, die sie für alle, die nach uns kommen erhalten sollen.
Gott steht zu Mensch und Tier; Wir sind gemeinsam hier – nicht um zu herrschen. Gott steht zu seinem Bund, zu Mann, Frau, Pferd und Hund -Eseln und Lerchen. (zu singen nach „Die Erde ist des Herrn“)
Allein brauchen wir diesen Weg nicht zu gehen, denn der Segen Gottes geht mit allen mit. Den spendete Pfr. Neuser für Menschen und Tier: „Herr, segne diese Tiere und auch uns Menschen, damit wir zum Segen für sie werden.“
Mit einem Dank an alle, die mit einigem Aufwand den Aufbau des Altars, die Technik, die Sitzgelegenheiten und ein geschmücktes Umfeld für einen Gottesdienst auf der Weide bereitet haben, ging es dann im Anschluss zu dem aufgebauten Getränke- und Infotisch, um sich über die Arbeit des Pferdeschutz zu informieren und sich miteinander auszutauschen.
Fotos: Bernhard Laß
Freiluft-Gottesdienst beim Pferdeschutzhof auf dem Hegenscheid
Pfr. Bernd Neuser mit Feriengast-Hund und Team (Frauke Reiff, Marie Sparding u. Klara Verrieth)
Anne Hahne bei der Lesung: Gal. 2, 16-21
Organist Tom Köhler am E-Piano
Dietmar Reiff, der Mann an der Technik
Pfarrer und Hund - in stiller Vorbereitung
Bileam und die Eselin, eine Bildbetrachtung der Rembrandt-Skizze. Vortrag von Frauke Reiff, Marie Sparding u. Klara Verrieth.
Engel schlägt Bileam: Quelle httpwww.zeno.org - Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH
Handauflegung beim Segen für die Tiere
Handauflegung beim Segen für die Tiere
Dabeisein
Dabeisein
In Stellvertretung für die daheim gebliebene Katze
Geborgenheit und Miteinander
Austausch bei Getränken und Infos über den Pferdeschutzhof