„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Erde verändert ihr altes Gesicht.“
Von Bernhard Laß
Iserlohn-Roden. Verspüren Sie es auch schon mal, dieses ganz besondere Gefühl, wenn die Orgel mit all ihrer Fülle erklingt, gepaart mit einer Trompete, die mit hellem Schall, einer Fanfare gleich, den Augenblick gemeinsam zum Himmel empor heben? Ganz tief im Innern spüren Sie, dieser Gottesdienst ist anders. Alle erheben sich, denn genau in diesem Moment gehen sie los. Von der Kirchentür durch den Gang schreiten sie in die Kirche hinein. Zuerst das Presbyterium mit den Konzelebrierenden, dann der, um den es an diesem besonderen Tag geht, gemeinsam mit seiner Ehefrau und ganz am Ende geht die Superintendentin.
Gehen ist hier das Stichwort. Es ist der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Volker Horst, der nach 20 Jahren als Gemeindepfarrer der Ev. Christus-Kirchengemeinde in Iserlohn seine Pfarrstelle verlässt und in die Pfarrstelle der Krankenhausseelsorge am Klinikum Lüdenscheid wechselt.
Und es sind viele, die Abschied nehmen und Gott für die gemeinsame Zeit danken wollen. Denn ab jetzt verändert die kleine Erde Christus-Kirchengemeinde ihr altes Gesicht.
Die Kirche ist bis auf fast den letzten Platz gefüllt. Zusätzliche Reihen sind aufgestellt. Rund 300 Gäste haben sich eingefunden. Nicht nur aus der Gemeinde sind sie gekommen, sondern aus Nah und Fern, Freundinnen und Freunde, Weggefährtinnen und Weggefährten, aus den vielfältigen Arbeitszusammenhängen. Sie lassen schnell erahnen, welche intensiven Beziehungen, Bereicherungen und Erneuerungen in diesen mehr als 20 Jahren in Iserlohn entstanden sind.
„Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut!“
„Ich singe dir mit Herz und Mund …“, ist eines der Lieblingslieder von Volker Horst, das die Gemeinde genau so singt. Und es spiegelt auch die Haltung von Pfr. Horst wieder, über die die Superintendentin Martina Espelöer in ihrer Ansprache zur Verabschiedung berichtet und seinen Iserlohner Weg noch einmal nachzeichnet.
Der Einstieg auf dem Weg zum Pfarrer war für Volker Horst nach dem Studium das Vikariat bei Pfarrer Udo Schulte in der Versöhnungskirchengemeinde Iserlohn. Und danach, schon während des Hilfsdienstes, begann die Arbeit hier am Roden mit den Ortsteilen Grüne, Pillingsen, Lössel, Dahlsen, Kersbern im Team mit Pfarrer Peter Stuberg. Nach dessen Weggang fand dann am 23. Mai 2004 die Einführung in die erste Pfarrstelle der Christus-Kirchengemeinde statt, die sein Lebensmittelpunkt und der seiner Familie wurde.
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Erde lebt auf und wird licht.“
„In diesen 20 Jahren hast du, lieber Volker, versucht, Menschen zum Glauben zu ermutigen. Dir war es wichtig, im Team – nicht allein – Gemeinschaft auf den Weg zu bringen. Auf jeden Fall wolltest du immer zu den Menschen, wie mit Aktionen wie „Kirche mittendrin“ auf dem Parkplatz zwischen der Marien Apotheke und Sparkasse.“, sagte die Superintendentin in Ihrer Dankesansprache.
Bei den Menschen sein, das war sein innerstes Anliegen in der Seelsorge und das bei allen Altersgruppen. Krabbelgottesdienste für die ganz Kleinen und gemeinsam mit Ehefrau Cornelia Horst und einem großen Team von Ehrenamtlichen die Überraschungskirche für Kinder und Familien. Gemeinsam in der Region entstand eine neue Form der Konfi-Arbeit, die bereichert durch die KonfiCamps, neue Wege beschritt. „Unterm Turm“ entstand eine offene Jugendarbeit zusammen mit Jugendreferent Philipp Sternemann, eine Verkündigung des Evangeliums mit modernen Formaten wie das Pilgern auf dem Auferstehungsweg, die Arbeit in der Saatschule, die Volker Horst vielfach mit seiner Gitarre nicht nur zu den Schulgottesdiensten besucht hat. Unterschiedlich und bei den Menschen sollten die Gottesdienste immer wieder mal sein. Der Zyklus der Freiluft-Gottesdienste, über die Außengebiete der Gemeinde verteilt, mal auf dem Sportplatz in Lössel oder dem Pferdeschutzhof auf dem Hegenscheid und dem Sportplatz in Kesbern. Sie wurden gerade in schweren Situationen nach den Bränden in Kesbern und auf dem Hegenscheid eine außergewöhnliche Art der Seelsorge.
„Kaum fassbar die Freude, belebende Wonne und die Klarheit greift Finsternis an.“
Und dann die wachsende Kooperation mit den Nachbargemeinden in Oestrich-Dröschede und Letmathe, die in Zeiten der strukturellen Veränderungen und besonders durch seinen Weggang so wichtig wird. Hilfreich sind und waren die gewachsenen Beziehungen und Verbindungen zum Gemeindeverband, der Geistlichen Gemeindeerneuerung, die Arbeit in der Ökumene zu der Katholischen Nachbargemeinde, die sich nicht nur in gemeinsamen Aschermittwochs-Gottesdiensten und Konferenzen zeigte, sondern auch bei miteinander gestalteten Osterfeuern und vielem mehr. „Fröhlichkeit ist Dein Ding, Flapsigkeit bestimmt nicht. Danke, dass Du immer ein fairer Mitspieler warst. Es gab einen Moment, an dem ich etwas aus dem Tritt kam. Es war als Du im Gottesdienst am Aschermittwoch zum ersten Mal vor mir standest und ich Dir ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen sollte. Danke auch dafür.“ Worte vom kath. Kollegen Pfr. Niemeier in seinem Grußwort. Aber auch die Arbeit in der Allianz, mit den Freikirchen, war stets ein Anliegen von Pfr. Horst. Besonders deutlich wurde die weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus reichende Arbeit im Grußwort des stellvertretenden Bürgermeisters Karsten Meninghaus, der als Vertreter der weltlichen Gemeinde der christlichen Gemeinde und hier besonders Pfr. Hort seinen Dank für die gute Zusammenarbeit aussprach und dabei einzelne Schwerpunkte der Aufgaben hervorhob, in denen sich die jeweiligen Aufgaben treffen: Manager der Kommunikation, Werbeträger und rund um die Uhr abrufbar sein, Menschen begleiten, glaubwürdig bleiben und seine Arbeit als Herzensangelegenheit wahrnehmen. All das zeichnete seine Arbeit als kirchlicher und weltlicher Brückenbauer aus, wie man es auch in der Zusammenarbeit mit den Lösseler Dorfvereinen bei vielfältigen Anlässen erleben konnte. Nicht zuletzt wurde die Arbeit auf kreiskirchlicher Ebene, wie die Mitarbeit im Nominierungsausschuss hervorgehoben.
Dreizehn Grußworte des Dankes und der Würdigung, aus unterschiedlichen „Welten“, waren es, die nach einem inhaltsvollen Gottesdienst, der durch eine außergewöhnliche musikalische Gestaltung durch den Chor „RiSE UP“ unter der Leitung von KMD Hans-Peter Springer, Tom Köhler an der Orgel und Haiko Schultz-von Zadow, Trompete, sowie Philipp Sternemann, Klavier und Gesang bereichert wurde, noch einmal unterstrichen und sichtbar machten, wer Volker Horst für diese Gemeinde war und was ihn ausmacht.
Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut!
Nun ist er weg. Doch in seiner Predigt gab er voller Zuversicht seiner Gemeinde mit: „Mir ist nicht bange, trotz aller strukturellen Veränderungen, wenn ich an diese Gemeinde und die Menschen in und um diese Gemeinde denke. Denn ich habe so viele Menschen unterschiedlicher theologischer und persönlicher Prägung kennen lernen dürfen, Ehrenamtliche, als lebendige Steine, die nicht machen, weil es getan werden muss oder sich verpflichtet fühlen, sondern weil es aus ihrem Herzen kommt. Wo das Herz vom Evangelium von Jesus Christus erfüllt ist, geht es über, drängt in Tat und Wort heraus nach außen.“
Wie schwer loslassen ist, war an den Tränen in mach einem Auge beim Abschied zu erahnen. Aber vielleicht helfen die Worte des ehemaligen Gemeindepfarrers sich auf den neuen Weg zu begeben und nicht in Traurigkeit über das Vergangene stecke zu bleiben.
Einzug in die Kirche
Einzug in die Kirche Ehepaar Horst
Abschiedspredigt Pfr. Volker Horst
Chor RiSE UP
Presbyterium und Votanten bei der Entpflichtung
Superintendentin Martina Espelöer segnet das Ehepaar Horst bei der Entpfichtung
Das Presbyterium singt ein Segenslied zum Abschied
Eine Schindel vom Gemeindeverband überreicht von Pfr. Ellermann
Anne Kluge vom Presbyterium überreicht das Geschenk der Gemeinde
Superintendentin Martina Espelöer bei ihrem Grußwort nach dem Gottesdienst
Der stellvertretende Bürgermeister Karsten Meininghaus bei seinem Grußwort nach dem Gottesdienst
Der katholische Pfarrer Frank D. Niemeier bei seinem Grußwort nach dem Gottesdienst
Die Vertretung der Saatschule bei ihrem Grußwort nach dem Gottesdienst
Liselotte Schäfer trug ihr Grußwort in alter Tradition in Versform vor
Pfr. Volker Horst machte der Gemeinde auch ein Abschiedsgeschenk: ein Schmetterlings- und ein Insektenhotel
Der legendäre Pfarrer von dem alle reden. Ein Geschenk der Küsterinnen