Viel schöner noch als Salomonis Seide

Erstellt am 02.07.2024

Von Bernhard Laß

Iserlohn-Roden. Es hätte ein schöner außergewöhnlicher Freiluft-Gottesdienst werden können. Das Büffet war angerichtet und die eine Sorte Gäste schwirrten seit Tagen umher und in ihm herum. Nun fehlten nur noch die „Zaungäste“. Sie waren speziell für den Eröffnungssonntag eingeladen.

„Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie dir und mir sich ausgeschmücket haben …“

„Willkommen im Garten Eden! Suchen Sie sich Ihren Platz zum Schauen, Staunen, Riechen. Wir feiern Gottesdienst am Hummel-Büffet inmitten von Gottes herrlicher Natur!“  So oder ähnlich hätte die Begrüßung wohl gelautet, die Pfr. Bernd Neuser der Gemeinde an einem sonnenreichen Morgen zugerufen hätte.

Der Anhänger mit den Bänken für den Freiluft-Gottesdienst stand seit Tagen bereit, das Taufbecken aus der Brunnenkirche in Lössel war für die beiden angekündigten Taufen herbeigeschafft worden.

Doch nun lag die wilde Blumenwiese oder was von ihr geblieben war, zum Teil niedergedrückt am Boden. Blütenblätter einfach vom Starkregen, begleitet von einem Gewitter in der vergangenen Nacht weggespült und der Regen fiel auch noch am Morgen ohne Unterbrechung vom Himmel. Und selbst die Bienen und Hummeln hatten sich zurückgezogen.

So fand die Begrüßung in der Christuskirche am Roden in Iserlohn statt, neben der das Hummel-Büffet angelegt worden war. Vor gut acht Monaten wurde im Presbyterium die Idee dafür gesät und danach die Planung erstellt. Eine Gruppe von Männern aus der Gemeinde hat dann fast 90 m² Rasen zur Magerwiese umgestaltet und mit einem kleinen weißen Zaun umgeben, in deren Erde die Samenkörner einer Wildblumenmischung ausgebracht wurden.

„Das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide …“

Und dann hieß es abwarten und immer wieder mal schauen, ob etwas und was dort aus der Erde wächst. Geht die Saat auf? Werden es schöne, bunte Blumen sein, die ihre Kelche in den Himmel strecken und die unterschiedlichsten Insekten anlocken und mit süßem Nektar versorgen? „Das eine oder andere Samenkorn scheint nicht aufgegangen zu sein. Manche schöne Blüte war einen halben Meter außerhalb des Zauns zu sehen und nicht alles, was innerhalb des Zaunes wächst, haben wir im März gesät“, wusste Pfr. Neuser zu berichten. „Aber wo man die Natur lässt, wächst eine ungeahnte Vielfalt heran, einfach so.“

Das war auch ein Teil der Hoffnung, die mit dieser Aktion verbunden war, der Natur etwas zurückgeben. Ein Zeichen setzen, gegen das Aussterben der Artenvielfalt. Die Kette durchbrechen, die da lautet: keine bienenfreundlichen Blumen - keine Nahrung für die Insekten, keine Nahrung für Insekten - keine Bestäubung unserer Lebensmittel-Pflanzenwelt, keine Insekten - keine Nahrung für die Brut der Vogelwelt. Verschwindet das eine, verschwindet das andere, nächste Glied in der Kette auch.

„die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide“

So ein Hummel-Buffet steht einer Kirche besonders gut zu Gesicht, denn die Bewahrung der Schöpfung ist uns Christen doch von Gott ins „Stammbuch“ geschrieben: „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre.“ Gott war und ist der erste Gärtner. Er hat die Natur erschaffen. In seinen Garten hat er den Menschen hineingesetzt, ihn ihm anvertraut, damit er sich daran erfreue und er ihm als Lebensgrundlage dient.

„Die unverdrossne Bienenschar fliegt hin und her, sucht hier und da …

Ideen und Anregungen liefern, Vorbild sein, der Vielfalt Raum geben, damit die Natur erhalten bleibt, die insbesondere auch die Kleinen als Lebensgrundlage brauchen. Um das auch für die Kinder im Gottesdienst verständlich zu machen, kam eine Biene vom Hummel-Büffet mit Unterstützung der Presbyterin Ulrike Schmidt extra in den Gottesdienst geflogen und hat den Kindern von der Schönheit der Schöpfung Gottes und des Garten Eden erzählt und die Notwendigkeit seiner Bewahrung berichtet.

Die Zusammenhänge zu sehen, fällt uns Menschen in der arbeitsteiligen Welt, in der die Herkunft und Verknüpfungen der Dinge nicht sichtbar sind, zunehmend schwer. Sie zu erschließen und sichtbar zu machen ist unsere Aufgabe, sagte Pfr. Neuser in seiner Predigt und zeigte anhand einiger Beispiele und Aktionen von verschiedenen Initiativen wie man sich, auch außerhalb oder ohne eigenen Garten, mit wenig Aufwand selbst einbringen kann. Da gibt es die Aktion Urbaner Gartenbau, bei dem meist kleinräumige, städtische unbearbeitete oder ungepflegte Flächen gärtnerisch genutzt und frei bepflanzt werden. „Mal hier einen Salatkopf und dort ein anderes Gemüse von denen alle, die wollen, nehmen dürfen, auch schöne Blumen zur Freude der Menschen“, schlug er im Gottesdienst vor. Und ergänzte: „Oder einen Gemeinschaftsgarten zusammen mit Vielen anlegen. Der bringt nicht nur einen Ertrag an Lebensmitteln, sondern wird auch zum Mittel des geselligen, sozialen Miteinanders und ist vielleicht eine Wiege der Demokratie? Denn Gärten erinnern an das Paradies, aus dem wir kommen und das uns verheißen ist.“

„Gott dein guter Segen ist wie ein großes Zelt“

Doch ohne Gottes Segen gibt es kein Gelingen; „der tut, wenn Heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf“. Heranwachsen, gedeihen und blühen, das wünschen sich auch die Eltern der Täuflinge, Leon und Jolie, für ihre Kinder und erhoffen es vom Segen, den diese in der Taufe im Gottesdienst erhalten haben. Begleitet wurden die Taufen durch gute Wünsche für Leon und Jolie, vorgetragen von Maike Brenzel, Lisa Deichmann und Jannis Schuster vom Jugendfreizeitteam der Kirchengemeinde, die auch die Sommerfreizeit in Norwegen als Teamer mitgestalten. Dazu kam die mit Schwung und Bewegung gesungene Zusage: „Er hält die ganze Welt - in seiner Hand“ und so auch dich und mich.

Wie die Früchte des Feldes schmecken, konnten die Gottesdienstbesucher*innen beim anschließenden Kirchcafé probieren. Aus guten Gaben hatten die Drei vom Freizeitteam Waffeln gebacken, um damit durch eine Waffelspende die Kasse für die Ferienfreizeit in Norwegen aufzubessern.

 

Hier hätte der Freiluft-Gottesdienst stattfinden sollen

Das Hummel-Büffet nach der Regennacht

Viel schöner noch als Salomonis Seide

Presbyterin Ulrike Schmidt unterstützt die Biene im Gottesdienst

Taufe von Leon durch Pfr. Bernd Neuser

Segen für die Familie von Jolie durch Pfr. Bernd Neuser

Lied mit Bewegung: Erhält die ganze Welt - in seiner Hand

Er hält das winzig kleine Baby - in seiner Hand

Wünsche, vorgetragen von Maike Brenzel, Lisa Deichmann und Jannis Schuster

Die Waffelbäcker*innen: Maike Brenzel, Lisa Deichmann und Jannis Schuster vom Jugendfreizeitteam der Kirchengemeinde, die auch die Sommerfreizeit in Norwegen als Teamer mitgestalten